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Feuerlöschpanzer Projekte

Feuer und Flamme für den großflächigen Erhalt der Heiden auf ehemaligen brandenburgischen Truppenübungsplätzen

Projektinformation
Feueloeschpanzer ProjekteDer Landkreis Teltow-Fläming startet auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Heidehof („Jüterbog-Ost“) ein Projekt zur Pflege und Erhaltung munitionsbelasteter Heideflächen durch den Einsatz von kontrollierten Feuern. Nach siebenjähriger intensiver Vorarbeit steht nun in Brandenburg ein bundesweit bedeutsames Pilotprojekt am Beginn – der sprichwörtlich heißen Phase. Mit Fördermitteln der EU sowie des Naturschutzfonds Brandenburg werden ein Konzept und ein Praxisleitfaden zum Einsatz des kontrollierten Feuers auf munitionsbelasteten Heideflächen erarbeitet.

Auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz „Jüterbog-Ost“ ist der militärische Übungsbetrieb vor ca. 20 Jahren eingestellt worden. Die weitflächigen, von Heidekraut (oder Besenheide) dominierten Sandebenen sind als Naturschutzgebiet (NSG) „Heidehof-Golmberg“ ausgewiesen, das inzwischen zusätzlich in das europäische Schutzgebietsnetz NATURA 2000 eingegliedert worden ist. Aufgrund der vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt genießt das Gebiet einen Schutzstatus unter der europäischen Fauna-Flora-Habitat-(FFH)-Richtlinie sowie der EU-Vogelschutzrichtlinie. Im Gebiet kommen z. B. Zauneidechse, Schlingnatter, Blauflügelige Ödlandschrecke und Ameisenlöwe, sowie Brachpieper, Wiedehopf, Neuntöter, Heidelerche und Ziegenmelker vor. Die im Gebiet vorhandenen Flugsandfelder und (z. T. aktiv wandernden) Binnendünen zählen zu den bedeutendsten Mitteleuropas.

Anders als allgemein vermutet haben die im Rahmen des früheren militärischen Übungsbetriebes regelmäßig entstandenen Flächenbrände sowie die Befahrung durch Kettenfahrzeuge der Ausstattung des Gebietes mit seltenen Tieren und Pflanzen nicht geschadet. Im Gegenteil, die zunächst scheinbare Zerstörung von Vegetation durch Feuer, Panzer und anderes schweres Gerät hatte regelmäßig eine vitale Verjüngung der Pflanzenbestände zur Folge, begleitet von einer Regeneration bzw. Rückkehr der während der Wildfeuer ausgewichenen Tierwelt. So entstanden vitale und vielfältige Lebensgemeinschaften tatsächlich als eine Folge des militärischen Übungsbetriebes. Seit der Einstellung der militärischen Nutzung haben sich weite Teile des Gebietes nahezu ohne menschliche Eingriffe entwickeln können. Aufgrund der natürlichen Lebensspanne des Heidekrautes von etwa 30 bis 40 Jahren treten die großflächigen Bestände nun in die Reifephase bzw. Überalterung ein und sterben ab. Gleichzeitig wandern Kiefern und Birken auf den Flächen ein, wodurch viele der licht- und wärmebedürftigen Tier- und Pflanzenarten verdrängt werden. Daher besteht nun dringender Handlungsbedarf zur Erhaltung und Verjüngung der Heideflächen, um weiterhin als Lebensraum für auf die auf Heiden spezialisierte Tier- und Pflanzenarten zur Verfügung zu stehen.

Sowohl das Land Brandenburg. als auch die Bundesrepublik Deutschland haben sich zur Erhaltung der Heidekrautheiden verpflichtet. In den dafür ausgewiesenen Schutzgebieten (Naturschutzgebiete, FFH- und EU-Vogelschutzgebiete) werden die Lebensräume bestimmter Arten erhalten, zu denen neben den Heiden auch Gewässer oder Wälder gehören.

Der Feuereinsatz zur Verjüngung der Heiden ist aus dem nordwestdeutschen Raum (Lüneburger Heide) seit dem 17. Jahrhundert dokumentiert und in den letzten 20 Jahren intensiv untersucht worden. Obwohl die nordostdeutschen Heiden andere klimatische Bedingungen aufweisen, konnten auch in Brandenburg (Zschornoer Heide bei Spremberg) vergleichbar gute Ergebnisse erzielt werden. Zudem begründet sich der geplante Feuereinsatz aus der Tatsache, dass auf der überwiegenden Zahl der aktuell mit Heidekraut bestockten ehemaligen Militärflächen das Feuer den entscheidenden Faktor zur Entstehung und Erhaltung der Heiden darstellte. Interessanterweise haben die Nachforschungen der Ortschronistin von Jänickendorf – der den Heideflächen am nächsten gelegenen Ortsteil von Nuthe-Urstromtal – ergeben, dass die Heideflächen bereits im 12. Jahrhundert erwähnt wurden. Tatsächlich spielen sie in der Natur- und Kulturgeschichte der Region eine besondere Rolle, auch Theodor Fontane erwähnte sie in seinen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“.

Die in Brandenburg auf mehreren Tausend Hektar vorhandenen Heideflächen enthalten häufig Munitionsreste und Sprengstoffe, so dass herkömmliche Methoden der Heidepflege wie Beweidung oder Mahd hier nicht durchführbar sind, da diese Flächen ohne vorherige Oberflächenberäumung (bis 30 cm Tiefe) nicht zum Betreten oder Befahren freigegeben werden können. Die Finanzierung und Durchführung einer Beräumung der großflächig vorhandene Munitionsaltlasten ist zwar bislang nicht gesichert, wird aber derzeit geklärt. Hingegen kann die Umsetzung von Erhaltungsmaßnahmen für die Heidekrautheiden nicht länger aufgeschoben werden, ohne gegen bestehende Verpflichtungen gegenüber der EU zu verstoßen (u. a. Bewahrung eines günstigen Erhaltungszustandes der Lebensräume in den FFH-Gebieten).

Aus diesem Grund soll der kontrollierte Feuereinsatz als Erhaltungsmaßnahme für die Heidekrautheiden erfolgen. Unter den bestehenden Bedingungen der Kampfmittelbelastung sind jeweils flächenspezifische Sicherheitsvorkehrungen zu erarbeiten und einzuhalten. So wird zur Brandsicherung ein umgebauter russischer Panzer T55 zum Einsatz kommen, um das eingesetzte Personal bei Detonationen der oberflächennahen Munition zu schützen. Dieser Löschpanzer hat einen Wassertank für 10.000 Liter Löschwasser und zwei aus dem gepanzerten Innenraum steuerbare Hochdruck-Löschkanonen. Die Kontrolle des Brandvorganges erfolgt per Videoüber tragung. Hierfür ist neben Videokameras auch der Einsatz eines unbemannten Fluggerätes (Drohne) geplant.

Die Durchführung der Feuereinsätze wird in den Händen der deutschlandweit führenden Feuerexperten Arbeitsgruppe Feuerökologie (Freiburg i. Br.) liegen, die auch eine langjährige Erfahrung in Brandenburg haben. Neben der Durchführung des Brennens in der Zschornoer Heide führte die Gruppe zwei Waldbrandexperimente in der Lausitz durch, die unter anderem die automatischen, kameragestützten Feuermeldesysteme zur Einsatzreife brachten (siehe Bericht „Das Feuer-Experiment in der Lausitz“1). Von dem auf Naturschutzfachplanungen spezialisierten Ingenieurbüro RANA aus Halle wird die Koordination und naturschutzfachliche Begleitung des Vorhabens übernommen. Als Erfolgskontrolle soll die Effizienz der angewendeten Methode mit Blick auf die Erreichung der Naturschutzziele dokumentiert werden, was umfangreiche Untersuchungen des Ausgangs- und Nachpflegezustandes erfordert.

Die Erkenntnisse des Projektes und die daraus resultierenden Handlungskonzepte haben neben dem landesweiten Modellcharakter für die Umsetzung von Naturschutzzielen auf Truppenübungsplätzen einen überregionalen Bezug. In vielen Bundesländern und anderen Ländern Europas haben im Ergebnis des Konversionsprozesses aufgegebene militärische Liegenschaften eine Naturschutzwidmung erfahren und sind in die nationale und europäische Schutzgebietskulisse aufgenommen worden. Das hat u. a. die Bewahrung des Landschaftsbildes und Erhaltung der Artenvielfalt baumfreier Abschnitte (Heiden, Grasländer) zum Ziel. Vielfach sind in diesen Gebieten Munitionsaltlasten vorhanden bzw. nicht auszuschließen, wobei für eine flächige Sondierung oder gar Beräumung der Flächen die finanziellen Mittel nicht vorhanden sind. Für dieses Problem soll das nun begonnene Projekt einen Lösungsweg aufzeigen.


Zu sehen sind hier ehemalige Brandflächen des Heidehofs. Zur Zeit (09’2012) ist die schönste Heideblüte und die Flächen stehen in einem tollen Lila. Der Feuereinsatz und die Heideregeneration sind somit auch rein visuell ein voller Erfolg.